Teil 1 – Das Territorium

Zur Geschichte des Friedensrasens gehört natürlich auch eine Vorgeschichte, die sich auf das Territorium des Platzes bezieht.

In und um Ritschenhausen wurden die Straßen in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts neu angelegt, beziehungsweise ausgebaut. So wurde eine Straße von der Salzbrücke in Richtung Neubrunn am Eichelberg angelegt, dazu wurde ein befestigter Weg von der Dorfstraße über den Mühlbach und über die Jüchse auf den Eichelberg bis zur neuen Straße gemacht. Die Wiesenwege von der Salzbrücke bis zum Brünnle und der Auenwiesenweg wurden erhalten.

Der Mathesenberg (Motzeberg) wurde über die Höhe abgetragen und mit einer Straße nach Wölfershausen versehen. Hinter den Gärten entstand ebenfalls eine Straße, die heutige Hauptstraße.

In den fünfziger und sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts fanden Vermessungen und Versteinungen der Flächen statt. Die Gemeinde übernahm die Fläche zwischen dem, mittlerweile nicht mehr existierenden, Mühlbach und der Jüchse – auf diesem Gelände sollte der Friedensrasen entstehen.

Für die Folgezeit ist der neue Pfarrer maßgeblich an den Umgestaltungen im Ort Ritschenhausen beteiligt, er war ein Anhänger des Fortschritts. Am 1. November 1862 kam Pfarrer Starkloff nach Ritschenhausen. Über ihn schrieb sein Schwiegersohn Hans Gerber später im Meininger Tageblatt:

Als im Sommer des Jahres 1870 der Telegraph Sieg auf Sieg der deutschen Truppen aus Frankreich nach Deutschland funkte, da litt es den Pfarrherm von Ritschenhausen nicht länger in seiner stillen Studierstube. Es dauerte ihm zu lange, die Ankunft des Landbriefträgers abzuwarten, um durch die Zeitung Neuigkeiten vom Kriegsschauplatz zu erfahren, Neuigkeiten, die schon etwas altbacken waren, wenn sie ihm vor die Augen kamen.

So setzte er denn seinen Hut auf, nahm seinen Stock und wanderte nach dem dreiviertel Stunden entfernten nächsten Bahnhof Grimmenthal. Dort konnte er seine Wissbegierde befriedigen, konnte seinem in Vaterlandsliebe lohenden Herzen neue Nahrung zuführen, denn die Ritschenhausen damals nächstgelegene Verkehrsader bildete die im Jahr 1858 eröffnete Werrabahn zwischen Eisenach und Lichtenfels. Einer ihrer Bahnhöfe war Grimmenthal, das zugleich auch Reichspostamt war. Dort waren die Siegesnachrichten vom deutsch-französischen Kriegsschauplatz angeschlagen, dort konnte man sich über die wichtigsten Geschehnisse in der Welt draußen unterrichten.

So las sich denn der Pfarrherr voll von Neuigkeiten und teilte diese seinen Gemeindeangehörigen, so weit sie Teilnahme hierfür bekundeten, mit, sobald er nach Hause zurück gekehrt war. Man war ihm dankbar dafür, hatte man doch Männer, Söhne, Brüder, Verwandte, im Felde, um die man bangte und durch die Zeitung kamen die neusten Nachrichten oft erst 24 Stunden später in die abgelegenen Dörfer.

Ja wer das Glück hatte, in einem Orte zu wohnen, das einen Bahnhof oder Postamt oder gar beides hatte, der hatte es gut! Dieses Glück würde er wohl nie haben, dachte der Ritschenhäuser Pfarrer so manchmal, wenn er beflügeltes Schrittes vollgestopft mit Nachrichten der verschiedensten Art seinem stillen Pfarrhof zueilte.

Und doch sollte er dieses Glück haben. Denn nur wenige Monate länger als vier Jahre dauerte es, bis die Eisenbahnlinie Schweinfurt-Meiningen am 15. Dezember 1874 dem öffentlichen Verkehr übergeben wurde. Das Dorf Ritschenhausen lag an dieser Strecke, hatte einen Bahnhof bekommen, und war eine Haltestelle geworden.

Wohl war dieser Bahnhof nur ein bescheidenes einstöckige Backsteingebäude (8,50×6,75m ), aber es genügte vollauf dem Verkehrsbedürfiiis des nur wenig über 300 Einwohner zählenden Ortes. Der Bahnhof stand außerhalb des nördlichen Dorfendes direkt an der nach Meiningen führenden Landstraße von welcher aus der Zugang zur Haltestelle durch eine die Böschung hinaufiführende Treppe erfolgte ((Pfarrer Starkloff hatte sich maßgeblich dafür eingesetzt.)).

Die Haltestelle war am Breiten Weg. Zehn Jahre später entstand ein neuer großer Bahnhof am Zehner, gegenüber der alten Haltestelle. Nun gab es auch in Ritschenhausen eine Poststelle und die Orte Wölfershausen und Neubrunn wurden mit versorgt.

Später nach Bau des großen Bahnhofes gab es gar ein Bahnpostamt in Ritschenhausen und die Postkutsche fuhr von hier nach Römhild. Dazu brauchte man eine befestigte Straße über das Gelände des heutigen Friedensrasens und zur Neubrunner Straße.

Bis 1910 wurde die alte Chaussee genutzt ((Hier fiel, wie die Überlieferung berichtet, Anfang der neunziger Jahre die Postkutsche um und die Postsendungen mussten von den damaligen Schulkindern zusammen gelesen werden.)), erst danach wurde die neue Chaussee unterhalb des roten Sandes gebaut. Als Begrenzung der neuen Chaussee wurden die Drahtseile der nicht mehr genutzten Drahtseibahn der Ziegelei verwendet.

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